Tradition und moderner Yachtbau – das zeichnet die „45er Nationaler Kreuzer-Klasse“ aus. Mit ihren klassischen, harmonischen Linien, dem glänzenden Holz und vielen perfekten Details ziehen die 45er im Hafen und auf dem Wasser unweigerlich die Blicke auf sich. Einige von ihnen sind über hundert Jahre alt, von ihren Besitzern liebevoll gepflegt und auf den heimischen Binnengewässern hochgeschätzt. Davon viele auf dem Bodensee, nicht zuletzt wegen der professionellen Holz-Bootsbaukunst rund um den See.
Interessant an diesen Booten ist die Symbiose von alt und neu. Die Klassenvereinigung spricht sich bei den 45ern ausdrücklich für moderne Veränderungen und Ergänzungen am Rumpf oder Rigg aus. Andere Bootsklassen legen Wert auf konsequente Treue zum Original. Dazu sagt der Vorsitzende der Klassenvereinigung, Florian Schmid vom YCL: „Bei unseren Regatten segeln alle Schiffe ohne Handicaps oder Vergütungssystem direkt gegeneinander. Ein über hundertjähriges Schiff steht also mit einem Neubau an der Startlinie und misst sich je nach Windstärke mit mal größeren, mal weniger großen Nachteilen. Eine Ungerechtigkeit könnte man denken. Aus Sicht der Vereinigung hält dies die Klasse aber besonders attraktiv.“ Bei den 45er Nationalen Kreuzer hatte dies zur Folge, dass Ende der 80er Jahre die Martinwerft in Radolfzell den ersten „Modernen 45er“ auf Kiel legte. Im Vergleich mit den traditionellen Yachten, zeichnet sich die Konstruktion durch mehr Freibord, in Summe mehr Volumen und Komfort aus. Die Schiffe sind zudem mit zeitgemäßer Besegelung und Beschlägen ausgestattet. Diese Modernisierung sorgt dafür, dass die „Oldies“ immer wieder junge Top-Talente begeistern können.
Dieses Jahr traf sich die Klassenvereinigung zum Europapokal auf dem Bodensee im BMK Hafen beim Yacht Club Langenargen, der sich erneut durch seine professionelle Regattaorganisation auszeichnete. YCL Präsident Peter Roos: „Regatten machen das Potential des Segelsports deutlich. Unser Ziel ist es, Nachwuchs fürs Segeln zu gewinnen, wir zeigen mit unseren Regatten, wie attraktiv dieser Sport ist. Daher engagieren wir uns im YCL für eine aktive Regattaszene auf dem Bodensee.“ Zu den prominenten Teilnehmern dieses 45er Europapokals zählten unter anderem Simon Diesch vom Württembergischer Yacht-Club, Mitglied des Deutschen Olympiakaders und Sieger im 470er Mixed bei der diesjährigen Semaine Olympique Francaise. Mit dabei auch der Österreicher Hans Spitzauer, vielfacher Olympia-Teilnehmer.
Entscheidend für den Erfolg war angesichts der schwachen Windverhältnisse bei dieser Regattaserie die Erfahrung und das Gespür der Wettfahrtleitung vom YCL. Laut Wetterprognosen war am Wochenende kaum Wind zu erwarten, das Wettfahrtteam musste die Windfelder geradezu suchen. Am Ende von Tag eins reichten die Winde schließlich aus, um drei Wettfahrten erfolgreich segeln zu können.
Rheintaler Wind – oder nicht, lautete angesichts weiter dürftiger Aussichten dann die große Frage am zweiten Wettfahrttag. Der Rheintalwind entsteht durch Druckunterschiede zwischen dem Alpenrheintal und dem Bodensee. Typischerweise wird dabei kühle Luft aus dem Rheintal nordwärts Richtung Bodensee herausgeblasen und sorgt vor allem in den Morgenstunden für auskömmliche Segelbedingungen.
Mit guter Hoffnung auf dieses lokale Wettergeschehen empfahl die Wettfahrtleitung daher am zweiten Tag einen frühen Start. Bereits deutlich vor 7 Uhr liefen die Boote aus und kurz vor Halbacht konnte die vierte Wettfahrt gestartet werden – allerdings ohne Rheintaler sondern mit einem leichten Nordwind mit ca. 7 Km/h. Tagesbilanz: Insgesamt vier Durchläufe und ein außerordentlich schöner Abend in unserem Clubhaus mit bester Bewirtung und Stimmung.
Apropos Bewirtung: Wir können stolz auf den Einsatz vieler freiwilliger Helfer bei unseren Veranstaltungen sein. Genau das zeichnet den YCL aus und sorgt für das kameradschaftliche Klima bei uns. Es sieht immer so einfach aus, wenn auf dem See, im Haufen und Clubhaus alles reibungslos läuft. Dahinter steckt tagelang viel Aufwand und Arbeit. Für den 45er Europapokal waren z.B. rund fünfzig Mitglieder in der Organisation, auf dem Startboot, dem Bojenleger, den Schlauchern, im Hafen, dem Clubhaus und auf dem Monte Erna tätig. Ihnen allen vielen Dank und an diejenigen, die auch gerne mitmachen möchten, eine herzliche Einladung beim nächsten Mal selbst mit dabei zu sein.
Die Wettfahrtserie konnte am Sonntag mit zwei abschließenden Durchläufen und in Summe neun Wettfahrten, erfolgreich beendet werden. Sieger des diesjährigen 45er Europapokals ist die „6.Q“ mit Steuermann Hans Spitzauer, vom UYC Attersee, auf den zweiten Platz segelte die „Schuft V“ mit Steuermann Christian Severens, Württembergischer Yacht-Club, und dritte Siegerin wurde die „Vici lu“ mit Steuermann Matthias Spott vom Bayerischen Yachtclub. Die vollständige Ergebnisliste wie immer unter manage2sail.com